Damals

Wie der Zufall so spielt, an einem schönen Sommertage im Jahre 2004 war ich unterwegs auf der Suche nach irgendetwas Interessantem, als ich, ich erinnere mich nicht einmal mehr wonach ich eigentlich suchte, im Internet auf ein ganztägiges Schulungsangebot für Schaukampf stieß. Mein erster Gedanke war: KLASSE, der zweite: das ist ja gar nicht in Süddeutschland und der dritte: Floro ist genau der richtige um ebenfalls Spaß daran zu haben.

Fertig gedacht, gebucht… nach einem anstrengenden und interessanten Schulungstag kehrten wir dann mit dem Wissen zurück die nächsten Tage an einem fürchterlichen Muskelkater leiden zu werden und ein besonderes, interessantes und nicht ganz alltägliches Hobby gefunden zu haben.

Aus zweien wurden immer mehr Begeisterte, die sich regelmäßig zum Training trafen um Schwertkämpfe zu trainieren, neue Kombinationen und Schläge auszudenken oder mal auch nur einfach ums Lagerfeuer herumzusitzen. Unsere Vorbilder waren Filmszenen und die Grundlage war unsere Schaukampfschulung.

Vom „Mittelalter“ hatte ich zu Beginn unserer Schaukampfzeit noch nicht so viel mitbekommen. Ja, ich war zwar schon zweimal auf dem in meiner direkten Nachbarschaft stattfindenden „Mittelalterlich Spectaculum“, und nach dem ersten Besuch dachte ich mir „irgendwie eine nette Stimmung hier, nächstes mal möchte ich auch mal passend gewandet hier aufschlagen“.  Aber daraus wurde dann natürlich nichts, denn aus den Augen, aus dem Sinn, und so plötzlich wie es sonst eigentlich nur das Weihnachtsfest schafft, stand das nächste Spectaculum wieder vor den Toren Öjendorfs und Kaddi und ich standen wieder in Jeans und T-Shirt davor.

Knapp ein dreiviertel Jahr später waren wir nun beim Schaukampftraining im Öjendorfer Park und überlegten uns wo wir das, was wir nun die ganze Zeit einstudiert hatten mal präsentieren könnten und da kam dann das „Mittelalter“ ins Spiel.

Besuch von Märkten um zu gucken wie andere ihre Lager aufbauen, was man braucht und wie man’s macht, Einkaufen und Bauen von Ausrüstung, Nähen von Kleidung… alles musste plötzlich schnell gehen denn es stand unser erster Markt in Hohenweststedt an.

Dort angekommen und Aufgebaut war es einfach nur noch schöööön! Für ein paar Tage in einer anderen Welt. Die Stimmung, die Gemeinschaft, man war nicht nur dabei, nein man gehörte dazu.

Seit dem freue ich mich auf jeden Markt, auf jede „mittelalterliche“ Aktion, aufs Basteln, aufs Nähen und auf das Planen was man noch so alles machen könnte.



Parallel zu unserem Einstieg ins Mittelalter kam dann auch der Reenactment-Schwertkampf dazu, in den uns Sir Tommes von der Gruppe Hammaborg einführte. Er besuchte als Gast unsere Trainingstermine und wir freuten uns über eine ganz neue und spannende Richtung die er in unsere Gruppe einbrachte. Hierdurch wurde nicht nur mein Interesse am „echten“ Schwertkampf geweckt, auch eine möglichst authentische Darstellung wurde für mich dadurch immer interessanter. Das soll nicht heißen, dass ich inzwischen mein Piratenhemd nicht mehr mag oder ich Träger solcher Hemden nur noch schräg angucke, das ist keineswegs der Fall. Aber es hat für mich einen ganz neuen Reiz bekommen das Mittelalter auch vom historischen Standpunkt aus zu betrachten und ich mache dadurch inzwischen Vieles lieber selbst als es irgendwo zu kaufen.

Meine Ausrüstung

Zurzeit erfreue ich mich an einer munteren Kombination aus dem „kommerziellen Mittelalter“, Fantasy und einigen Details in Richtung Reenactment. Dabei versuche ich langsam meine Ausrüstung durch eigenes Basteln zu individualisieren.

Insgesamt ist es für mich wichtig Spaß zu haben und ich möchte mich so wie ich bin an dem Ort an dem ich bin wohl fühlen können. Das Gesamtbild, das sich aus den vielen kleinen Dingen zusammensetzt zählt. Sei es auf der einen Veranstaltung eher nach der Vorlage eines Films oder woanders möglichst historisch korrekt, wobei die historische Darstellung eines Wikingers (Rus) um 1100 mein Zielgebiet ist. Aber da die eigenen Ansprüche immer weiter steigen, und der Weg zum Ziel mit viel Handarbeit, Ausprobieren und Zeit verbunden ist, werde ich mich meinem Ziel auch weiterhin nur langsam nähern können. Meine Projekte sind zurzeit: Wolltunika und Wollgugel. Aber auch ein selbstgebauter Dudelsack und anderes musikalisches Instrument ist schon lange geplant aber noch nicht umgesetzt. Danach kommt dann irgendwann mein Traum vom selbst genähten Zelt.




Was bedeutet Odins Raben für mich?

Ursprünglich eine Hand voll Leute die sich regelmäßig zum „Spaß und Sport“ getroffen haben – aber daraus hat sich ein enger Freundeskreis entwickelt. Freunde mit denen man nächtelang am Lagerfeuer sitzen kann um sich zu unterhalten, zu planen und verrückte Ideen auszutauschen. Jeder bringt etwas mit ein: Handwerk oder Handarbeit, historisches Wissen, Musik, Gaukelei, neue Schwertkampfideen und noch viel mehr, an dem sich die Anderen einfach nur erfreuen oder mitmachen können. Für mich sind der Zusammenhalt und die Freude eine gemeinsame Idee oder einen Traum eines einzelnen Raben in der Gruppe zusammen verwirklichen zu können, etwas ganz Besonderes.




Thema Schwertkampf

Schaukampf, Reenactment-Kämpfe, historisch oder einfach nur ausgedacht – Das sind eigentlich verschiedene Welten. Ich interessiere mich für beides und versuche beides zu üben. Der Schaukampf ist eine Art Theater und Akrobatik zugleich. Man ist Darsteller und der Lohn ist die Begeisterung der Zuschauer und der eigene Spaß den man zusammen mit seinem Kampfpartner hat.

Beim Reenactment-Kampf  interessiert es mich ein Gefühl für das Schwert, die Zeit und die Situation zu bekommen. Wie konnte man das was man hatte am besten einsetzten, wie war der eigentliche Umgang im Kampf, worin lag die Stärke und die Kunst?


Handwerk und Handarbeit

Die eigene Herstellung von Ausrüstungsgegenständen ist fester Bestandteil in meinem „mittelalterlichen“ Dasein geworden. Ich liebe es herumzubasteln bis ich meine Ideen irgendwie umgesetzt habe. Auf Veranstaltungen übe ich mich am liebsten in der Kunst des Schmiedens an Floros selbstgebauter Esse. Zuhause ist es vor allem Lederbearbeitung, etwas Tischlerarbeit und das Nähen neuer Kleidung mit dem ich mich gerne beschäftige. Hierbei zählt für mich das Endergebnis und nicht unbedingt der historisch korrekte Herstellungsweg. Zur Erhöhung der Haltbarkeit oder zur Vereinfachung der Arbeit nutze ich gerne moderne Werkzeuge solange das Endergebnis dadurch nicht in seiner Optik gestört wird. (Ja, eine Nähmaschine, eine Bohrmaschine oder Kontaktkleber sind Gold wert und ein Reißverschluss den man nicht sieht ist einfach praktisch :- )

Zu guter letzt

Was ich hier erzähle gilt für mich und dient weder als Vergleich noch als Ziel für andere.

Jeder soll das machen womit er sich wohl fühlt, und das ist genau das was ich auch nur versuche :-)